Moderne Frauen können endlich all das erreichen, wovon die Frauengenerationen vor ihnen geträumt haben: Gleichberechtigt leben, Karriere machen, die Familie genießen und mit Männern auf Herz- und Augenhöhe leben. Warum ihnen das so selten gelingt und warum es nicht die äußeren Hindernisse sind, die sie bremsen, sondern die inneren – das erklärt dieses Buch. Sehr lebensnah, sehr konkret und ohne die üblichen Genderantworten, die niemandem mehr weiterhelfen. Am wenigsten den Frauen. (144 Seiten, € 19,80)
„Gehen Sie doch bitte kurz einmal mit mir zurück zu Kapitel 1: Dort habe ich Ihnen das Bild des Vogels im Käfig vorgestellt, dem nach langer Zeit des Eingesperrtseins, der Beschränkung und der buchstäblichen Ausweglosigkeit plötzlich die Käfigtüren geöffnet werden. Himmelweit geöffnet. Sie können sich bestimmt gut vorstellen, dass dieser zarte, leicht verunsicherte Vogel sowohl große Sehnsucht nach dieser Freiheit hat als auch große Angst vor dieser Freiheit. Er wird also den Kopf zur Käfigtür herausstrecken, begeistert von der Landschaft, die er sieht, dem Blau des Himmels und der unfassbaren Weite der Welt und eine Stimme wird ihm sagen: Nichts wie raus! Und genau in dieser Sekunde wird er die kleinen Vogelaugen ziemlich weit aufreissen und den Kopf schleunigst wieder in den Käfig zurück stecken. Er wird sich nämlich denken: Du meine Güte, diese Landschaft ist wirklich groß und der Himmel wirklich hoch und die Welt unfassbar weit, das sind ja unfassbare Möglichkeiten zu scheitern und angegriffen zu werden … nichts überstürzen. Vorsicht!
Der Spagat, in dem sich moderne Frauen befinden, ist dieser Situation sehr, sehr ähnlich: Sie haben eine echte unverfälschte Freude am modernen Leben, sie wollen die Möglichkeiten, die sich ihnen bieten, mit beiden Händen ergreifen. Sie wollen Beruf und Kinder und die Liebe mit einem Mann, sie wollen Freiheit und Freude und Genuss und Erfolg und in diese Welt springen wie in einen See an einem hellblauen Sommertag, sie wollen all das von ganzem Herzen. Das Problem ist nur – mit ganzem Herzen geht nicht. Denn das ist es ja, was ich im vorigen Kapitel beschrieben habe: Es gibt bei fast allen Frauen ein verletztes Herz, ein hinter hohen Schutzmauern in Sicherheit gebrachtes Herz. Es ist wichtig, dass Frauen verstehen, dass diese Sicherheitsverwahrung eine unbewusste Entscheidung der Kindheit war; es war eine Unternehmung, die sie als Mädchen zu ihrem Schutz durchgeführt haben. Als erwachsene Frau wollen sie allerdings nicht so sehr Schutz, sie wollen vielmehr endlich gefühlvoll, liebevoll, freudvoll durchs Leben – und dazu würden sie ihr ganzes Herz brauchen. Der Spagat zwischen Sehnsucht nach Leben und Sehnsucht nach Schutz vor ebendiesem Leben reisst moderne Frauen vielfach mitten entzwei.
Frauen tun sich dann schwer damit, ihr Herz, ihr Innerstes, ihre Verletzlichkeiten zu zeigen. Andereseits aber wollen sie gemocht und geliebt werden, von der Welt und dem Leben und insbesondere natürlich von den Männern. Sie wollen gleichzeitig im Käfig und in der Welt sein – und das geht natürlich nicht. Als Lösung haben gerade viele der kräftigen, starken Frauen von heute eine Lösung entwickelt, das die Vereinbarkeit dieser beiden Unvereinbarkeiten ermöglichen soll. Sie haben eine Benutzeroberfläche geschaffen, die mit der Welt kommuniziert, aber gleichzeitig nichts mit ihrem Herzen zu tun hat.
Ich nenne dieses Phänomen „iWoman“.
iWoman ist eine Frau, die alles von sich zeigt, aber gleichzeitig nichts preisgibt, die der Welt und ihrem Mann und ihrer Familie nur das vermittelt, was sie ungefährdet mitteilen zu können glaubt. Das ist gar kein Frauenbild, das es dann zu sehen gibt, sondern ein selbstgemaltes Frauenspiegelbild. Die innere seelenvolle Person gibt es bei „iWoman“ nicht zu sehen, nicht zu erleben und für den Mann, die Kinder und die Freundinnen auch nicht zu spüren. Nur einen äußeren, mainstreamgerechten, als ungefährdet angesehenen Teil von Frau.
Das ist iWoman: Eine Frau, die eine Benutzeroberfläche präsentiert, ausgerichtet an den Ewartungen der Welt und den eigenen Ängsten, aber nicht das eigene, authentisches Wesen. Per Touch zu bedienen, immer die glatte und schöne und sehr gläserne Oberfläche entlang …“
Die grosse Glückweglegung S19
Die große Männerweglegung S23
Der Erbe der Mutter S29
Die Imitation der Mutter S31
Die Kompensation für die Mutter S33
Die Rache an der Mutter S35
Herzlichst: Ihr Geberherz S42
Herzlichst: Ihre Nehmerherz S45
Liebessachen und Wertsachen S47
Mein Gott, Vater S49
Der Vater, der selbst ein Kind ist S55
Der offensichtlich schlechter Vater S57
Der Teflonvater S57
Liebe vergeht, Hektar besteht: S60
Vom Leben im Außen
Frauenfrage: Das Thema S66
Doppel- und Dreifachbelastung
Die Karte der Entwicklung S72
Die EINS, ZWEI, DREI, VIER S75
Benutzeroberflächen
Frauenfrage: Das Thema Sex S96
Wie die Schönheit hässlich wird S100
Sprechen wir darüber S109
Schönes Thema Alter S114
Die auffälligen Frauen: S114
Das Forever-Young-Phänomen
Die unauffälligen Frauen: S116
Das Forever-Old-Phänomen
Wie finde ich den richtigen Mann? S125
Frau sein vs. Mann haben S130
Liebevoll statt wertvoll S133
Woran erkenne ich meinen Mann? S138
Nachworte S154