Wir schreiben das 22. Jahrhundert. Genau gesagt das Jahr 2121. Es ist jetzt 100 Jahre her, dass die sog. Private Revolution die Welt veränderte – die Idee, dass dieser Planet nicht in Balance sein kann, wenn die einzelnen Personen nicht in Balance mit sich sind.
Die Welt, so der Grundgedanke, ist immer nur so friedlich, freundlich, interessant, gelassen, kooperativ und stabil, wie es die Einzelnen sind. Dieser Weg mag anstrengend und lang sein, das stimmt, aber es ist ein Weg nach oben und jede Anstrengung wert.
Dieser Gedanke griff erst langsam, dann rasend schnell um sich, es dauerte kaum eine Generation bis er zum Paradigma der Zeit wurde. Das Revolutionsmotto lieferte damals übrigens ausgerechnet eine Mode-Designerin, immerhin eine revolutionäre, nämlich Vivienne Westwood. Ihr Schlussatz in einem ansonsten bedeutungslosen Interview aus dem Jahre 2018 ging um die Welt: „Weltverbesserung kommt durch Selbstverbesserung.„
Bis heute kann niemand genau sagen, ob und inwiefern die Erste Große Covid-Pandemie 20/21 (es folgten ja noch zwei weitere) zur Privaten Revolution beitrug, womöglich sogar den Startschuss lieferte. Unbestritten ist jedoch, dass die zunächst nicht endenwollende Perlenschnur der sogenannten „Lockdowns“ klar machte, wie wenig die Lebenssysteme des 21. Jahrhunderts noch hielten, was die Menschen sich vom Leben versprachen.
Die Klimakrise war damals nur das offensichtlichste Beispiel für diese Entwicklung, aber bei weitem nicht das einzige.
Die himmelschreiende Ungleichheit von Besitz, eine bis zur Schmerzgrenze geschundene Natur, geschwürhafte, de facto unregierbare Städte und eine schier unaufhaltsam um sich greifenden Hässlichkeit und Wertlosigkeit im Verbund mit einer zunehmenden Unplanbarkeit aller Lebensverhältnisse, all das hob wie die unsichtbare Hand eines Riesen die Welt langsam, fast in Zeitlupe, aus den Angeln. Das politische Personal? War seit den sog. Nullerjahren (sic!) bemüht, aber nirgendwo in der Lage, daran etwas zu ändern.
Die Probleme waren offensichtlich zu fundamental, die Lösungen mussten es also auch sein. Und so rückte plötzlich die persönliche Entwicklung in den Fokus von allen und allem. Beziehungen und Partnerschaften wurden Schlüsselthemen, das Sein tatsächlich wichtiger als das Haben.
Und siehe da: Es funktionierte…
(Fortsetzung folgt)