01 / 01 / 21
LEUCHTSPUR. Der Blog von Stefanie Körber und Stefan Pott

Covid-19, 20, 21.

Wohl nur sehr wenige Jahre sind mit ähnlich vielen Vorschusslorbeeren gestartet wie 2021. Das liegt natürlich daran, dass The Donald, wie Obama sagen würde, nun ja: Geschichte ist, aber vor allem liegt es wohl an der Hoffnung, dass der Alptraum Corona sich dem Ende zuneigen könnte. Auf jeden Fall, so der allgemeine Tenor, wird 2021 besser werden als 2020. Weil schließlich: also schlechter kann es wirklich nicht mehr werden.

Das wird sich in Wirklichkeit erst noch weisen: Das Leben hat ja sehr eigene Vorstellungen davon, wie die Dinge vonstatten gehen. Es handelt nach einem Drehbuch, das uns oft seltsam vorkommt und nicht selten anstrengend und manchmal auch sehr ungerecht. Und da möchten wir für 2021 gerne für einen genaueren Blick plädieren, für eine Schule des richtigen Sehens:

Das Leben hat kein Interesse an unserem Leid, an unserem Scheitern oder an unserem Kleinsein. Wenn wir aufmerksam sind und unseren Blick auf den wirklich wichtigen Dingen haben, die uns guttun und uns wachsen lassen, dann erweisen sich die vermeintlich schlechten Zeiten und schwierigen Umstände immer als wertvoll und hilfreich. Dafür sollten wir einen Blick haben. Wir können diesen Blick schulen und ausbilden. Und einer der wichtigsten „Ausbildungsräume“ für den Blick auf das Wesentliche sind unsere Probleme, ist unser Aufprall auf dem Boden der Tatsachen.

Denn das Leben schickt uns Probleme nicht, um uns Probleme zu machen, sondern, um uns besser sehen zu lassen – nämlich das, was wirklich wichtig ist, was unsere Aufmerksamkeit verdient und ggf. eine Justierung und Korrektur unserer Lebenweise erfordert.

Die Wiener Philharmoniker gingen Mitte des vergangenen Jahres auf eine Japan-Tournee. Die Reise war höchst umstritten: Es schien angesichts der weltweiten Corona-Einschränkungen eine schlechte Idee, um die halbe Welt zu reisen, außerdem waren die Sicherheitsanforderungen enorm und erlaubten nur ein Konzert; alle Mitglieder des Orchesters mussten 14 Tage nach der Einreise in Quarantäne, sie durften das Hotel nicht verlassen und wurden täglich auf Covid-19 getestet. Aber die Wiener Philharmoniker flogen trotzdem: Als Zeichen der Hoffnung und der Nähe, die Musik schaffen kann.

Sie spielten dementsprechend nur vor einem spärlichen, handverlesenen Publikum, das ebenso strengen Sicherheitsregeln unterworfen war: 14 Tage Quarantäne vor dem Konzert, Sitzabstand und das unbedingte Verbot, zu applaudieren oder gar „Bravo“ zu rufen.

Die Wiener Philharmoniker spielten dieses Konzert hingebungsvoll wie selten in ihrer Geschichte und als sie fertig waren, war es still. Wer je musiziert hat, weiss, wie entsetzlich diese Stille gewesen sein muss. Und dann passierte es: Alle Japaner standen plötzlich auf und zogen aus ihren Taschen Zettel auf denen groß nur ein Wort stand – „Bravo“.

Sehen Sie? Wir wünschen ein unübersehbar gutes Jahr 2021.