Der französische Philosoph Jean Paul hat wie alle Philosophen sehr viel über sehr viel nachgedacht. Am Ende seines Lebens fasste er seine Einsichten in einem Satz zusammen: „Alles Unglück in der Welt kommt nur daher, dass die Leute nicht in ihrem Zimmer bleiben können.“
Wenn Monsieur Paul Recht hat, dann stehen uns womöglich Wochen und Monate des Glücks bevor. Denn „Corona Virus Disease 19″, wie das Virus mit offiziellem und vollständigem Namen heisst, das die Welt seit Monaten in Atem hält, sorgt dafür, dass die bevorstehenden Großen Ferien sehr klein ausfallen werden: Es gibt kaum Länder, in die man unbesorgt reisen könnte; die Zug- und Flugverbindungen verdienen ihren Namen kaum und die Pläne zur Ansteckungsvorbeugung erinnern eher an Seuchenstationen im Freien als an Urlaub (Plexiglasabsperrungen am Strand! Einzeln ans Buffet!)
Es ist das Geschenk des Jahrhunderts. Ein Himmel ohne Kondensstreifen, Städte ohne Busse, Strände ohne Meuten. Natürlich atmet die Umwelt auf, aber alles Authentische und Achtsame noch viel mehr. Die Restaurants, Cafés und Bars haben wieder Platz, die Sehenswürdigkeiten lassen wieder ahnen, warum sie sehenswürdig sind. Der Tourismus ist längst selbst eine Seuche geworden, die mit Reisen gar nichts mehr zu tun hat und mit Neugier auch nicht und mit Weltenschau ganz sicher am allerwenigsten – Tourismus ist heute nichts anderes als die Bedrängung des Stillen durch das Laute, des Feinen durch das Grobe, des Schönen durch das Hässliche.
Am Ende ist Tourismus die Entwertung der Welt durch die Suche nach etwas Wertvollem, das wir in uns und um uns herum nicht mehr finden.
Genau da sollten wir in diesem Sommer anfangen: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Leben lebenswert ist. Entfernen Sie das Unerträgliche und die Unerträglichen sowieso. Haben Sie keine Notwendigkeit zu fliehen oder zu flüchten. Wenn Sie sich etwas anschauen möchten, dann schauen Sie immer mit allen Sinnen und niemals mit Ihrem Handy. Reisen Sie wertig und wenn nötig teuer und dafür dann eben nur alle 3 Jahre. Suchen Sie dabei das Neue und Ungewohnte – und vor allem sich selbst.
Was wir da empfehlen? Lassen Sie uns nachdenken …. machen Sie eine Radtour um den Bodensee: Nehmen Sie den Nachtzug nach Bregenz, übernachten Sie in Schloss Wartensee bei Rohrschach und essen Sie Fisch am Hafen von Lindau. Und vor allem: Gehen Sie unterhalb des großen Dahlienfelds in Mainau schwimmen.
Das soll schon Rilke gemacht haben. Und wir natürlich auch…