Zur Zeit läuft „Ocean 8“ im Kino. Der Film ist unterhaltsam, aber in Summe doch einige Seemeilen von der berühmten Ocean-Trilogie entfernt, in der George Clooney mit Brad Pitt sowie einer Gruppe von Meisterdieben das größte Casino in Las Vegas ausraubt und dabei so nebenher auch noch dem Begriff Coolness neues Leben einhaucht.
Man muss „Ocean 8“ also nicht unbedingt gesehen haben. Es gibt allerdings einen Blickwinkel, der „Ocean 8“ hochinteressant macht – es ist der Blick auf die Tatsache, dass sämtliche Hauptrollen von Frauen besetzt sind und sich die Handlung eisern auf echte oder vermeintliche Frauenthemen konzentriert, nämlich auf Sandra Bullock, die Eröffnungsgala in der MET und Cartier. In der Sprache der Hollywood-Studios ist „Ocean 8“ all female sowie gender-swapped und dieses Konzept wird einstimmig als großer Fortschritt bejubelt. Endlich. Endlich bekommen Frauen auch in Hollywood das, was Ihnen zusteht – Hauptrollen, gleiche Gagen, Anerkennung, Raum für ihr Können.
Ja, das sieht nach einer Lösung aus. Aber es ist keine.
Männer und Frauen sind Seite an Seite gedacht und alles, was auf dieser Welt von Wert und Bedeutung ist, entsteht durch das Zusammenwirken der beiden. Das Wesen von Mann und Frau ist die Verbindung, die Auseinander-Setzung ist es nicht und der Alleingang ist es noch viel weniger. Es sind Zweifel angebracht, ob wir ein gleichberechtigtes und gleichwertiges Verhältnis zwischen den Geschlechtern bekommen, wenn wir Die Herrin der Ringe drehen oder Ben Hura ins Kino bringen, ein 5-Stunden-Epos, an dessen fulminantem Ende das erste eBike-Rennen der Filmgeschichte die Zuschauer in seinen Bann zieht.
Es wird ein Leben nach #metoo geben, und wir sollten anfangen, uns darüber Gedanken zu machen. Wenn es ein Leben Seite an Seite sein soll, dann haben die nächsten Schritte Augen- und Herzhöhe zwischen Männern und Frauen zum Ziel. Es geht darum, die „MännerundFrauenbewegung“ ins Leben zu rufen, die immer beide Seiten mitdenkt und mitmeint; die statt Ideen nur für Männer oder Frauen auf Entwicklungen für beide setzt. Und damit das gemeinsame Leben und Lieben ermöglicht, das wir uns alle herztief wünschen.
„Ocean 8“ ist ein Lehrbeispiel dafür, wie diese MännerundFrauenbewegung konkret aussehen könnte: George und Sandra dirigieren dann zusammen eine Crew von Meisterdieben, die ebenfalls sowohl aus Männern als auch aus Frauen besteht. Natürlich streiten sie sich den ganzen Film darüber, wer das Sagen hat, natürlich tun sie so, als ob sie sich nicht leiden können und natürlich werden sie dann am Ende das Traumpaar unter den Traumpaaren.
Und wenn wir vom Institut bei den Dreharbeiten etwas zu sagen hätten, dann würden die beiden übrigens weder ein Casino noch die MET ins Visier nehmen, sondern das Obere Belvedere in Wien. Sie würden dort unbemerkt einbrechen. Und ein Bild von Klimt stehlen. Der Kuss. Was denn sonst…
© Institut für Schattenarbeit 2018