24 / 10 / 20
LEUCHTSPUR. Der Blog von Stefanie Körber und Stefan Pott

Lost in Transition.

Sophia Coppola ist berühmt geworden durch den Film „Lost in Translation“: Der grandiose Bill Murray spielt dort einen alternden amerikanischen Filmstar (also quasi sich selbst), der in Tokio Werbeaufnahmen für Santori-Whiskey dreht und mit Hilfe von selbigem sowie Scarlett Johansson dem Sinn des Lebens und der Liebe ein Stück näher kommt.

Wer den Film noch nicht mindestens 10 Mail gesehen hat, hole das bitte schleunigst nach, alternativ kann man allerdings auch Frau Coppolas neuestes Kunststück anschauen: „On the Rocks“. Natürlich wieder mit Bill Murray als Darsteller von Bill Murray, außerdem spielt der Tisch mit, an dem Humphrey Bogart Lauren Bacall seinen Heiratsantrag gemacht hat und es gibt einen Soundtrack, der so dermaßen gut ist, dass er mit Chet Baker „I fall in love too easily“ anfangen und sich dann trotzdem noch steigern kann.

Was den Film so herausragend macht, ist allerdings etwas anderes – es ist sein Thema: Eine verheiratete Frau mit zwei Töchtern (geradezu stehlenswert süß: die Kleine! Mit Lama!) geht gerade in Schlabberhose, Kinderbetreuung und Schreibblockade unter und verdächtigt ihren supererfolgreichen dauerunterwegsseienden Mann langsam aber sicher, eine Affäre zu haben.

Als sie davon ihrem Vater erzählt, springt ihr dieser ohne zu Zögern zur Seite – als scheinbar wohlwollender, beschützender Silberrücken, der ihr klarmacht, dass jeder Kerl leider ein fremdgehendes Miststück sei, er wisse, wovon er da rede und er schlage als ihr Vater daher die sofortige Observierung des Betrügers vor; diese werde zweifellos ergeben, dass auch ihr Mann ein Fremdgeher sei, das sei nun mal der Lauf der Welt, aber dann herrsche wenigstens Klarheit.

Diese Zeilen sind keine Filmkritik, daher wird auch nicht verraten, wie es weiter- und ausgeht – aber wir verraten gerne , was der Film eigentlich erzählt. Nämlich dass Frauen heute vielfach ein Glück haben, das sie nicht leicht fassen können: Sie haben kluge, herzliche Männer an ihrer Seite, die etwas von Gefühlen, von Vaterschaft, von Integrität und vor allem von Liebe verstehen (und soviel sei verraten, auch von kleinen roten Schachteln aus Paris …). Die Geschichte der eigenen betrügerischen und narzisstischen alten Väter ist nicht die Geschichte dieser neuen Männer – und schon gar nicht deren Wesen.

Warum frau das kaum glauben kann, warum Frauen sich mit diesem Unglauben das Leben und das Lieben kaputt machen und warum es besser ist, herzliche Ansprüche anstatt herzlose Vorwürfe an den Mann neben sich zu richten, das gibt es jetzt inklusive einer erfrischenden Lektion über langbeinige, gutaussehende Kolleginnnen im Kino und bei Apple TV. Oder anders herum:

Die Zeiten ändern sich. Ja, die Männer auch.

Herrlich!