01 / 08 / 22
LEUCHTSPUR. Der Blog von Stefanie Körber und Stefan Pott

Tattoot es nicht!

Was kann mitten im Sommer wohltuender sein als Schattenarbeit?

In diesem Sinn: Sommerblog 1.

Die warmen Tage mit ihren Tanks, Tops und T-Shirts, Röcken, Shorts und Flipflops bringen es unübersehbar ans Licht – wir sind eine Gesellschaft der Tätowierten. Klein oder groß, Bilder oder Worte, eindeutig oder kryptisch, blau oder rot oder grün oder schwarz oder auch alles zusammen: Tattoos sind für Männer und Frauen zwischen 16 und 60 Jahren eine Art Kleidungsstück geworden, die normalste Sache der Welt, eine Art Massendekoration ohne Bedeutung.

Die berechtigte Frage lautet – wie konnte es dazu kommen?

Denn Tätowierungen haben einen ganz anderen Ursprung: Sie stellten über Jahrtausende mystisch-spirituelle Zeichen dar, die Priestern Königen und Kriegern vorbehalten und in jedem Fall von allergrößter Symbolik waren – sie beschworen göttliche Kräfte, definierten elitäre Zugehörigkeiten und transportierten geheime Botschaften. Das Wort stammt vom ”le tatau“ der neuseeländischen Mauis ab; es war ein heiliges Wort und bezeichnete heilige Symbole, welche ihre Träger vor Leid und Elend schützen konnten. Die Engländer bewiesen, dass das unter den Bedingungen des Schießpulvers eine vergebliche Hoffnung war und eroberten das Neue Seeland, aus „le tatau“ machten sie im Laufe der Jahre das Wort „tattoo„.

Von dieser spirituellen Bedeutung ist bei heutigen Tattoos nichts geblieben, aber auch als Schatten-ihrer-selbst weist dieser Ursprung doch noch den Weg zur wahrscheinlich wichtigsten Antwort auf die Frage, warum Tattoos so populär sind: Weil der seelische Hunger der Tätowierten so groß ist – nach irgendeiner Besonderheit, nach irgendetwas Sehenswertem und Bemerkenswerten an und bei sich selbst.

Dieser Versuch, die eigene Attraktivität, Sexyness und Persönlichkeit durch etwas zu steigern, das eine millionenfache Alltäglichkeit ist, kann natürlich nicht gelingen. Und so erzählen Tattoos heute am Ende für alle sichtbar nur noch von einem – von der Unzufriedenheit des Trägers bzw. der Trägerin mit sich selbst. Wenn Sie heute etwas Besonderes sein wollen, dann müssen Sie als erstes gelten lassen, dass diese Besonderheit durch äußere Elemente gar nicht zu haben ist (die Lebenslüge der Mode!). Sie sind an sich und von Anfang an etwas Einmaliges, Wertvolles und Besonderes – Sie müssen dafür eigentlich genau gar nichts tun.

Wir können innere Themen nicht mit äußeren Mitteln lösen, schon gar nicht mit der heißen Nadel. Wir weisen deshalb an dieser Stelle darauf hin, daß eine Einzelstunde Schattenarbeit deutlich günstiger zu haben ist als ein Tattoo – von den anderen Vorteilen ganz zu schweigen: Schattenarbeit ist an jeder Bar und bei jedem Date ein deutlich beeindruckendes Gesprächsthema als ein asiatisches Schriftzeichen auf dem Unterarm, sie verblasst im Laufe der Jahre auch nicht, sondern entfaltet sich eher und ja, nicht ganz unwichtig:

Sie können schon am Tag nach einem Einzeltermin oder Seminar ohne Bedenken schwimmen gehen…